Hauptveranstaltungsort ist – wie schon in den Jahren zuvor – das UNESCO Welterbe Zollverein. „Wir sind hier wahnsinnig gerne“, schwärmt Programmleiter Tobias Bock, der Zollverein gerne zu einem Ort des Buches machen würde.
Neben Zollverein sind auch die Essener Innenstadt, das Schauspielhaus in Bochum, Oberhausen und Gelsenkirchen Veranstaltungsorte der diesjährigen lit.RUHR, etwa für das literarische Debut des ehemaligen Fußballprofi s Christoph Kramer. Am Eröffnungsabend des internationalen Literaturfests (07.10.) stellt er in der Essener Lichtburg seinen Erstlingsroman „Das Leben fing im Sommer an“ vor, in dem es mit viel Herz und Gespür um Themen des Erwachsenwerdens geht. Parallel dazu führen die „Momente-Sammler“ und Bestsellerautoren Stephan Schäfer und Kester Schlenz in Halle 5 auf Zollverein ein Gespräch über ein gutes Leben und das „große Glück in kleinen Momenten“.
Vielfalt der Themen
Die Suche nach einem bestimmten Motto, unter dem die lit.RUHR steht, ist vergebens und das ganz bewusst, wie Tobias Bock versichert: „Wir verzichten auch bei der 9. Auflage auf ein bestimmtes Motto, um uns bei den Autorinnen und Autoren sowie den Themen nicht einschränken zu müssen.“ Und doch, so bestätigt der Programmleiter, kristallisieren sich im Laufe der Programmgestaltung oft wie von selbst bestimmte Schwerpunkte heraus. „In diesem Jahr ist sicherlich der Diskurs über unser Zusammenleben und die Demokratie einer unserer Schwerpunkte“, so Bock, aber es gibt wie immer eine Vielfalt an Themen und Büchern, die angegriffen werden.“ Bei dieser Vielfalt fällt die Wahl, sich zu entscheiden, oft schwer.
Zeitfragen
Nicht nur Krisen aufzeigen, sondern auch Wege hinaus bietet etwa das Buch „Der große Umbruch“, der Grünen-Politikerin Ricarda Lang und des Soziologen Steffen Mau. Im Gespräch mit TV-Journalist Louis Klamroth versuchen sie nicht nur drängende Fragen zu klären, sondern auch Mut für eine gemeinsame Zukunft zu machen (12.10., Halle 5). Nur wenige Stunden später durchleuchtet Michel Abdollahi an gleicher Stelle die Abgründe der deutschen Gegenwart in seinem neuen Buch „Es ist unser Land“. Gemeinsam mit Tupoka Ogette, bekannte Beraterin für Antirassismus und Rassismuskriminalität wollen sie Wege aufzeigen für ein friedvolles und vielfältiges Miteinander (12.10., Halle 5).
Literatur aus allen Zeiten
Nach mehreren Lyrikbänden legt Poetry-Slamerin Julia Engelmann jetzt ihren ersten Roman vor: „Himmel ohne Ende“ ist auch eine Geschichte über das Erwachsenwerden (12.10., Salzlager). Literatur ohne große Liebesgeschichten? Undenkbar und so gehören die Tagebucheinträge von Vita Sackville-West und Virgina Woolf – die beiden Frauen lernten sich Anfang der 1920er-Jahre kennen – zu den wahren Meisterwerken der Sehnsucht. In Szene gesetzt werden sie von Jasna Fritzi Bauer und Louise Wolfram. (09.10., Salzlager). Vor genau 100 Jahren erschienen ist der Erfolgsroman „Der große Gatsby“. Benno Führmann, Claudia Michelsen und Bernhard Robben rollen dem Roman den roten Teppich aus und bringen dem Publikum die Geschichte sowie seinen Erschaff er näher (10.10., Halle 5).
Spannung pur
Natürlich darf auch das spannende Genre auf der lit.RUHR nicht fehlen. Was mit den Protagonisten der „Rath-Romane“, international erfolgreich als „Babylon Berlin“ verfilmt, nach ihrem literarischen Ende 1938 passiert, erzählt der neue Roman von Volker Kutscher „Westend“ – ein grandioser Schlusspunkt der beliebten Krimiserie (08.10., Halle 12). „Himmelerdenblau“ von Bestsellerautorin Romy Hausmann dagegen ist ein fesselnder Psychothriller, die Lesung wird musikalisch begleitet von Martin Bechler, „Mastermind“ bei Fortuna Ehrenfeld (12.10., Halle 12). Und da wären noch die drei ??? „Der Roman ‚Die Auferstehung‘ spielt im Kosmos der beliebten Protagonisten“, berichtet Tobias Bock, „und ist damit geeignet für die ganze Familie.“ Erfolgsautor Andreas Eschbach erzählt, wie sich die längst erwachsenen Hobbydetektive den Geistern ihrer Vergangenheit stellen müssen (11.10., Halle 5).
Das Ruhrgebiet in der Literatur
Ebenso vielfältig wie das Ruhrgebiet ist die Literatur, die dort verortet ist. Und sie ist gefragt: „Wir haben festgestellt, dass Themen mit Bergbaubezug vom Publikum hier besonders gut angenommen werden“, berichtet Tobias Bock. Als vor genau 40 Jahren der Roman von Günter Wallraff „Ganz unten“ die gesamte Nation erbeben ließ, war das noch anders. Was hat sich seitdem geändert, würde er heute genauso vorgehen? – auf der lit.RUHR wird Bilanz gezogen (09.10., Salzlager). Das Ruhrgebiet als literarische Landschaft neu zu entdecken, darum geht es beispielsweise in der von der Brost-Stiftung initiierten Reihe „Fragen eines lesenden Schauspielers“. Dietmar Bär trifft dabei auf Lisa Roy, deren Debüt „Keine gute Geschichte“ in Essen-Katernberg spielt (08.10., Kaue Gelsenkirchen). Auf einen gemeinsamen Streifzug durch verschiedene literarische Genres mit Ruhrgebietsbezug begibt sich Bär zwei Tage später mit Pegah Ferydoni und Thomas Böhm unter dem Titel „Als die Bergarbeiterfrau mit der türkischen Nachbarin ein Baklava aß“ – überraschend, emotional und unterhaltsam (10.10., Halle 12). Eine Veranstaltung im Rahmen der von der RAG-Stiftung initiierten Reihe „Stimmen des Wandels. Demokratie und Zusammenhalt in der ehemaligen Steinkohlenbergbauregion Ruhrgebiet.“ Auch im Kinderprogramm macht das Revier zum Thema: Melanie Kemner und Jesse Krauß nehmen Kids mit auf eine bild- und wortreiche Reise durch das Ruhrgebiet (Vorschulbuch, 10.10., Halle 6). Natürlich kommt auch der neue Metropolenschreiber Jens Balzer zu Wort. Der Journalist und Schriftsteller unterhält sich mit seinem Vorgänger Wolfgang Eilenberger (12.10., Halle 6).
Das Lesen feiern
Dass Bücher nicht nur Erwachsene in ihren Bann ziehen, zeigt das mit 36 Veranstaltungen prall gefüllte Programm der lit.kid.RUHR – die zweite Säule des internationalen Literaturfests. „Beide Veranstaltungen sind gleichberechtigt“, bestätigt Tobias Bock denn auch. Lesen, mitdenken und mitreden, aber auch Abenteuer erleben und träumen dürfen die Kinder und Jugendlichen. Wie immer sind die Veranstaltungen des Projekts „KlasseBuch“ kostenfrei. „Wir haben über 600 Schulen mit Newslettern und Plakaten versorgt und haben immer einen Riesenzulauf“, freut sich Angela Furtkamp, die für das lit.kid.RUHR-Programm verantwortlich ist. „Neben Kinder- und Jugendliteratur und den Programmen zum Mitmachen sind besonders Themen wie Fake News, Soziale Medien und Politik sehr gefragt“, so Furtkamp.
Wie immer sind große Namen auch im Programm für junge Leseratten dabei: So stellen beispielsweise Rufus Beck und Bo Starker „Mumpelhoff und das Wunder am Schloss“ vor (07.10., Lichtburg Essen). Ralph Caspers liest aus Roald Dahls „Matilda“ (12.10., Halle 12). Bernhard Hoëcker, als Preisträger des Deutschen Lesepreises 2025, erzählt mit Eva von Mühlenfels über das „Katzenhuhn“ (08.10., Halle 6). Und es gibt sogar eine kleine Sensation: Deine Freunde kommen nach Essen! Die coole Kinderband erzählt aus ihrer neuen Geschichte „Tür zu, es zieht!“ (12.10., Lichtburg). Angela Furtkamp:„Das ist der helle Wahnsinn, denn normalerweise füllt die Band ganze Arenen bei ihren Auftritten.“
Mitmachen erwünscht
Wie schon in den Vorjahren können Kinder und Jugendliche auch 2025 das Programm aktiv mitgestalten. Die Lesung „Das Zebra unterm Bett“ im Rahmen des Projekts #lassmalesen haben Kinder einer Klasse zusammen mit dem Autor Markus Orth über ein halbes Jahr lang vorbereitet. #lassmaschreiben, ein weiteres Projekt, das den Verantwortlichen am Herzen liegt, findet seinen Abschluss im Rahmen des Literaturfestivals. „Das ist besonders schön, da nicht nur die Kinder und Jugendlichen dabei sind, sondern auch Familie und Freunde“, weiß Angela Furtkamp. Die prämierten Texte unter dem diesjährigen Motto „Unglaublich!“ werden von Moderatorin Lena Rummler vorgestellt (08.10., Halle 6). Während der Lesung lässt Illustrator Maleek live auf der Leinwand aus den Texten Bilder entstehen. „Diese erhalten die Preisträgerinnen und Preisträger zusammen mit einem Buchpaket“, verrät Furtkamp.
Last but not least
Ach, es gäbe noch so viel Interessantes zu berichten, beispielsweise von Katja Riemann, die mit „Nebel und Feuer“ ihr Debüt als Romanautorin gibt (11.10., Halle 12), von Multitalent Daniel Donskoy, der nicht nur seinen ersten Roman „Brennen“ vorstellt, sondern ihn auch gleich selbst musikalisch begleitet (11.10., Salzlager). Von Sven Regener und Jaroslav Rudiš, die eine Gebrauchsanweisung für Bier geben (11.10., Halle 5) oder von Shooting Star Caroline Wahl, die ihren neuen Roman „Die Assistentin“ zum Abschluss des Festivals in der Lichtburg vorstellt (12.10.) – am besten man überzeugt sich selbst und erkundet neben der Welt der Buchstaben auch gleich das Welterbe Zollverein.
Susanne Abel: Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104
Westend – ein grandioses Kapitel der Krimireihe um Gereon Rath
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Preisverleihung zum Schreibwettbewerb: Unglaublich!
Ganz unten – eine Bilanz nach 40 Jahren
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Organisch – Was es wirklich bedeutet, auf unseren Körper zu hören
„Ich habe dich vermisst. Ich vermisse dich. Ich werde dich vermissen.“
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Charlotte Habersack: Der schaurige Schusch
Sabrina Schmohl und Timo Grubing: Bodhi, Joe und ein Dorf voller Geister
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Fake News oder Wahrheit – wie können wir unsere Demokratie bewahren?
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Julian Nida-Rümelin: Was Demokratie ausmacht
Bier – eine Gebrauchsanweisung
Brennen – Lesung, Gespräch und Musik
Die Tabelle lügt immer
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