„Hinter uns liegen Monate voller Herausforderungen. Für Menschen jeden Alters, im Privatleben wie im Beruf, wurde der Alltag auf den Kopf gestellt. Die Einschränkungen, die zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie nötig sind und Leben retten, verlangen uns Geduld und Disziplin ab.
Verantwortungsbewusst konnten wir uns in den vergangenen Wochen allerdings wieder auf den Weg machen, die plötzlich so vermisste „Normalität“ zurückzugewinnen. Dass Kindergärten und Schulen wieder geöffnet sind, Arbeitnehmer aus der Kurzarbeit zurückkehren und Familien wieder zusammenfinden, sind dabei riesige Schritte.
Aber auch Kunst und Kultur, Spiel und Spaß gehören zum Menschsein dazu. Als nach dem zwischenzeitlichen Shutdown die ersten Angebote auf Zollverein unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen wieder starteten, war die Nachfrage groß. Der Gang durchs Ruhr Museum mit Maske, die Teilnahme an Führungen nur in kleinen Gruppen, die Regeln zu Abstand, Desinfektion und Wegeführung – all das wurde von unseren Besucherinnen und Besuchern verständnisvoll mitgetragen. So wurde die vorsichtige Wiedereröffnung erst möglich.
Die schnell wieder ausgebuchten Führungsformate, die Auslastung des Ruhr Museums und auch die Nachbarinnen und Nachbarn aus dem umliegenden Stadtbezirk, die ihre Spaziergänge auf der Ringpromenade machen, zeigen uns den Stellenwert, den das UNESCO-Welterbe Zollverein für viele Menschen hat. Es ist Denkmal, Freizeitort, Eventlocation und auch ein Stück Heimat.
Daraus leitet die Stiftung Zollverein eine Verantwortung ab, gerade in diesen besonderen Zeiten. Zwischen den Stadtteilen Katernberg, Schonnebeck und Stoppenberg liegt ein Welterbe, das aufgrund seiner Einzigartigkeit internationale Beachtung findet. Als Identifikationsort und riesiges Areal mit zahlreichen Angeboten wirkt es aber auch in die Umgebung hinein. In diesem Sommer konnten die Stiftung Zollverein und das Ruhr Museum dank der Unterstützung der RAG-Stiftung zum Beispiel das Ferienprogramm für Kinder trotz der Einschränkungen durch Corona in gewohnter Weise durchführen, indem die Zahl der Gruppen verdoppelt wurde. An jedem Tag in den Sommerferien entdecken 20 Kinder das Welterbe, essen gemeinsam und haben Spaß, völlig kostenfrei. Dazu kommen die Angebote in der Mitmachzeche, die in den Ferien verstärkt wurden. Die neue „digitale Schnitzeljagd“ macht es außerdem möglich, das Gelände auf eigene Faust mit dem Smartphone zu erkunden. Damit wollen wir Familien dabei unterstützen, ihren Urlaub zu Hause zu gestalten.
Gleichzeitig wird weiter an der Entwicklung des Welterbes zum Zukunftsstandort gearbeitet. Zollverein steht im Zentrum einer Debatte, die von Berlin nach Düsseldorf und Essen schwappt. In der Diskussion um die Gründung eines Bundesinstituts für Fotografie wird das Potenzial des Standorts Zollverein für ein solches Institut von Experten als herausragend bewertet, und damit liegen sie absolut richtig: In der Mischanlage auf der Kokerei wird aktuell die Ausstellung „SURVIVORS. Faces of Life after the Holocaust“ des renommierten Fotografen Martin Schöller gezeigt. Das Ruhr Museum erweitert kontinuierlich sein Fotoarchiv, das bereits mehr als vier Millionen Negative umfasst. Und an der Folkwang Universität der Künste auf dem Campus Welterbe Zollverein werden neue Generationen von Fotografinnen und Fotografen ausgebildet.
Die Vielseitigkeit zeichnet das Welterbe Zollverein aus und füllt es mit Leben. Sie zeigt, dass hier noch eine Menge möglich ist.“
Prof. Dr. Hans-Peter Noll, Juli 2020