Eindrucksvoll inszenierte Orte, die bislang im Verborgenen lagen: Auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein wächst mit dem Denkmalpfad Kokerei ein weltweit einzigartiges Projekt weiter. Drei neue Stationen – im Kokskohlenturm 2, an der Koksrampe und im sogenannten Fuchs – sind am Montag, 16. Juni 2025, neu eröffnet worden. Hier wird deutlich, wie früher auf der größten Zentralkokerei Europas gearbeitet wurde. Besonderes Highlight: Ein LED-Lichtsystem zeigt bei der Station „Fuchs und Schornstein“, wie sich die Abluft einst durch das 98 Meter hohe Schornsteinsystem bewegte. Ermöglicht wird der Ausbau des Denkmalpfads durch die RAG-Stiftung als Hauptförderin, den Landschaftsverband Rheinland, die NRW-Stiftung und die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Zollverein e.V.
Die imposante Koksofenbatterie, meterhohe Schornsteine und Orte voller Geschichte: Der Denkmalpfad inmitten der Kokerei Zollverein vermittelt anschaulich die ehemaligen Produktionsabläufe. Prof. Heinrich Theodor Grütter, Mitglied des Vorstands der Stiftung Zollverein, betont dabei die Einzigartigkeit der Kokerei: „Zollverein ist die einzige vollständig im Original erhaltene Kokerei, die museal erschlossen und dauerhaft für Besucherinnen und Besucher zugänglich gemacht wurde – ein europaweit, vielleicht sogar weltweit einmaliges Vorhaben mit großen technischen und gestalterischen Herausforderungen.“
Jetzt wächst der Denkmalpfad Kokerei Zollverein um drei neue Stationen – offiziell eröffnet am Montag, 16. Juni 2025. Prof. Dr. Hans-Peter Noll, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zollverein sieht dies als eine Investition in die Zukunft des Welterbes: „Als UNESCO-Welterbestätte tragen wir eine besondere Verantwortung: Wir bewahren nicht nur die bauliche Substanz eines einzigartigen Industriedenkmals, sondern vermitteln die Geschichte der Menschen, die hier unter oft herausfordernden Bedingungen gearbeitet haben, an eine junge Generation weiter, die dieses industrielle Zeitalter nicht aktiv miterlebt hat.“
Station für Station: Industriegeschichte neu erlebt
Im Kokskohlenturm 2 wird durch Projektoren an der Station „Übergabe“ sichtbar, wie sich der Bunker ehemals füllte und entleerte. Eine immersive Darstellung verdeutlicht den präzisen Ablauf der Befüllung und die gewaltigen Mengen an Kohle. Ganze 5.000 Tonnen durchliefen den Bunker jeden Tag, nun sichtbar für alle Besucherinnen und Besucher.
An der Löschgleishalle, genauer an der Rückseite der Koksofenbatterien, entstand die neue Station „Abkühlen“. Dort wurde der glühende Koks aus den Ofenkammern gedrückt, fiel in die Wagen und wurde direkt zum Löschturm gefahren, um ihn mit Wasser abzukühlen. Historische Fotos und technische Skizzen zeigen hier: Die Nachbarschaft sollte durch den Bau der Löschgleishalle weniger Emissionen ausgesetzt werden. Diese zu bauen und zu betreiben war mit hohen Kosten verbunden.
Die dritte Station „Fuchs und Schornstein” inszeniert Industriearchitektur auf eindrucksvolle Weise: Der „Fuchs“ – ein verzweigtes Kanalsystem zur Ableitung der Rauchgase – ist durch Lichtinstallationen erlebbar. Besucherinnen und Besucher stehen am Fuß des 98 Meter hohen Schornsteins und blicken in schwindelerregende Höhen. Ein animiertes LED-Lichtsystem visualisiert die Luftströme und zeigt, wie sich die Abluft durch die Kokerei bewegte. Bei allen Denkmalpfad-Stationen auf der Kokerei Zollverein kommt moderne Ausstellungstechnik der Agentur „jangled nerves“ zum Einsatz.
Starke Partner für den Denkmalpfad Kokerei Zollverein
Die RAG-Stiftung als Hauptförderin, der Landschaftsverband Rheinland (LVR), die NRW-Stiftung sowie die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Zollverein e.V. (GFF) leisten mit ihrer Unterstützung einen wesentlichen Beitrag. Die RAG-Stiftung, die die Finanzierung der Ewigkeitsaufgaben des deutschen Steinkohlenbergbaus trägt und darüber hinaus über ihre Förderaktivitäten zur Bewahrung der deutschen Bergbautradition beiträgt, unterstützt die museale Aufbereitung der Kokerei Zollverein. Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied des Vorstands der RAG-Stiftung, hebt hervor: „Die Kokerei Zollverein ist mehr als ein Ort der Erinnerung – sie macht die industrielle Vergangenheit auf besondere Art und Weise erlebbar. Es ist unser Anspruch als RAG-Stiftung, dieses kulturelle Erbe auch für kommende Generationen zu bewahren, die den Bergbau nur noch aus Geschichtsbüchern kennen.“ Auch der Landschaftsverband Rheinland beweist ein bedeutendes Engagement. Dazu betont Dr. Corinna Franz, Dezernentin für Kultur beim Landschaftsverband Rheinland: „Der LVR setzt sich für die Bewahrung und Vermittlung des materiellen wie immateriellen Kulturerbes des Rheinlands ein. Der Denkmalpfad Kokerei auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein ist ein weiteres, sehr überzeugendes Beispiel für die Vermittlung des industriekulturellen Erbes unserer Region wie industriegesellschaftlicher Entwicklungsprozesse. Mit unserer Förderung haben wir dieses überzeugende Engagement selbstverständlich sehr gerne unterstützt.“ Die NRW-Stiftung unterstützt Projekte, die dazu beitragen, historische Orte lebendig und erfahrbar zu gestalten – ein Ziel, das der Denkmalpfad auf der Kokerei beispielhaft erfüllt. Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann, Vorstand der NRW-Stiftung, betont: „Mit ihrer Förderung ermöglicht die NRW-Stiftung, dass Besucherinnen und Besucher den gesamten Produktionsprozess der Kokerei anschaulich nachvollziehen können – und trägt so dazu bei, die industrielle Vergangenheit des Ortes erfahrbar und verständlich zu machen.“ Für die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Zollverein steht die langfristige Sicherung der Industriekultur im Mittelpunkt – verbunden mit dem Anspruch, diese Geschichte für alle Generationen zugänglich zu machen. Dr. Anneliese Rauhut, Vorstandsvorsitzende der GFF, bringt es auf den Punkt: „Der Denkmalpfad steht beispielhaft für die verantwortungsvolle Vermittlung von Industriekultur und für Teilhabe aller Generationen. Der Förderverein ist stolz, erneut maßgeblich zum Ausbau des Denkmalpfads beigetragen zu haben.“ Die opta data Stiftung & Co. KG ist nicht nur Mitglied der GFF, sondern unterstützt Projekte vor Ort mit tiefer regionaler Verbundenheit. Geschäftsführer Mark Steinbach sagt: „Für opta data als regional verwurzeltes Unternehmen ist das UNESCO-Welterbe Zollverein weit mehr als ein Industriedenkmal – es ist ein Symbol für die Geschichte, die Identität und die Zukunft des Ruhrgebiets. Deshalb unterstützen wir mit Überzeugung die Arbeit der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Zollverein.“
Über den Denkmalpfad Kokerei Zollverein
Die Stiftung Zollverein eröffnet Besucherinnen und Besuchern mit dem Denkmalpfad einen eindrucksvollen Zugang zur Geschichte der Kokserzeugung auf dem Gelände des UNESCO-Welterbes Zollverein. Der thematische Rundweg führt durch die original erhaltenen Übertageanlagen der ehemaligen Kokerei und macht die industrielle Vergangenheit der Region auf einzigartige Weise erfahrbar. An den Stationen werden zentrale Aspekte der Koksproduktion anschaulich vermittelt – von den technischen Abläufen über das Alltagsleben der Koker bis hin zur Stilllegung der Anlage und den ökologischen Folgen des industriellen Prozesses. Ergänzt wird das Angebot durch fachkundig geleitete Führungen, die historische Zusammenhänge lebendig erklären und das industrielle Erbe erlebbar machen.
Im Herbst 2020 wurde die erste von insgesamt zehn Stationen eröffnet, aktuell sind acht fertiggestellt und für Besucherinnen und Besucher im Rahmen einer Kokerei-Führung zugänglich. Die verbleibenden beiden Stationen sind für das Jahr 2026 vorgesehen.