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Umbau der ehemaligen Salzfabrik

Alt und Neu in Harmonie

Das neue Schaudepot auf der Kokerei

Mit dem Umbau der ehemaligen Salzfabrik zeigt Zollverein einmal mehr, wie eine sinnvolle Umnutzung von Orten und Gebäuden erfolgen kann. Architektin und Projektleiterin Katja Reinmuth blickt auf ein spannendes Bauprojekt zurück.

Die ehemalige Salzfabrik ist seit der Stilllegung der Kokerei 1993 nicht genutzt und nur gesichert worden. Sie gehört zur sogenannten „weißen Seite“ der Kokerei, auf der die chemischen Nebenprodukte der Koksgewinnung verarbeitet wurden. „Die Stiftung Zollverein hat früh das Potenzial der Salzfabrik erkannt. Das Gebäude ist in seiner Grundstruktur geradezu ideal für die Nutzung als Schaudepot“, erzählt Katja Reinmuth, die für das Team Standortentwicklung der Stiftung Zollverein den Umbau geleitet hat, im Rückblick. Die Umwandlung der Salzfabrik zum neuen Schaudepot des Ruhr Museums wurde durch das Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ ermöglicht. Es gehörte 2016 zu einem von bundesweit 17 ausgewählten Bauvorhaben mit Modellcharakter. 3,9 Millionen Euro wurden für den Umbau bewilligt. Die Stadt Essen, die Eigentümerin der Sammlung des Ruhr Museums ist, beteiligte sich mit 400.000 Euro an den Kosten.

Architektin Katja Reinmuth hat im Auftrag der Standortentwicklung der Stiftung Zollverein den Umbau der Salzfabrik geleitet.

Den Industriecharakter betonen
„Als ich das Gebäude 2016 zum ersten Mal betreten habe, war es noch als temporares Lager genutzt worden. Insgesamt wirkte der Innenraum, mit den beiden Lichthöfen und den sich daran anschließenden verschiedenen Ebenen, sehr dunkel. Die Oberflachen waren schwarz, teils durch die originären Anstriche des Stahlbetonskeletts, aber auch durch starke Verschmutzungen der Oberflächen. Das dreiseitig umlaufende ,Lichtband‘ der obersten Ebene, lenkte – beim Betreten der Salzfabrik – den Blick nach oben und eröffnete somit unmittelbar die Qualität dieses außergewöhnlichen Gebäudes“, erinnert sich Katja Reinmuth an ihren ersten Besuch in der Salzfabrik. Das Bauprojekt startete mit der Schadstoffbegutachtung und -sanierung. „Der Fliesenbelag auf dem Boden und an den Wanden musste entfernt werden, weil der Fliesenkleber stark PAK-haltig war. Auch die komplette Putzoberfläche musste entfernt werden“, so die Architektin. An der Außenfassade wurden Überreste von Blausäure-Verbindungen gefunden, die im Rahmen der Fugensanierung entfernt wurden. Nach der Schadstoffsanierung folgten die Abbrucharbeiten mit dem Rückbau des Gebäudes auf seine ursprüngliche Skelettstruktur: „Im Zuge der Abbrucharbeiten und somit bei der Freilegung des Stahlbetonskeletts und der Decken wurden statisch erforderliche Ertüchtigungen erkennbar, die einen Mehraufwand bei den Abbrucharbeiten mit sich brachten. Wir konnten das Stahlbetongerüst in seiner ursprünglichen Form erhalten.“ Die Statik des Gebäudes war ein kritischer Faktor. Es mussten Deckenverschlusse neu hergestellt werden, auch eine Decke musste neu eingebracht werden, was Verstärkungen am Stahlbetongerüst erforderlich machte. Die Fenster wurden an Süd- und Westfassade ausgetauscht, an der Nordfassade wurden die Originalfenster ertüchtigt und neue Innenfenster eingebaut. An der Innenfassade der Außenwände wurden eine Innendämmung und neuer Putz aufgebracht. Die Oberflachen des Betonskelettes wurden gesäubert und verfestigt, aber nicht neu überstrichen, um mit der „Patina“ den Charme des alten Industriegebäudes zu erhalten. „Die offen gestaltete Leitungsführung im Gebäude und auch die Materialität der Geländer und Treppenbelage betonen den Industriecharakter“, erklärt die Expertin.

Austausch mit dem Denkmalschutz
2017 übernahm das Darmstädter Architekturbüro planinghaus architekten die Planung und Bauleitung für den Umbau des Gebäudes. Die Architekten und verschiedenen Fachplaner waren von Beginn an involviert. Ebenso war ein permanenter Austausch zwischen Architekten und Innenarchitekten, dem Stuttgarter Buro ,Südstudio´, erforderlich, um die ineinandergreifenden Schnittstellen zu definieren und gemeinsam umzusetzen. „Auch die Denkmalbehörde wurde während des gesamten Projektverlaufs eingebunden, wir standen permanent in engem Austausch“, betont Katja Reinmuth. So zum Beispiel mit Blick auf die Eingangssituation. „Von Beginn an stand die Frage im Raum, wie wir das Gebäude erschließen und gleichzeitig eine Art klimatische Schleuse schaffen können. Der Zugang für Besucherinnen und Besucher ist immer klimatisch schwierig. Wir haben uns für die Öffnung der Mittelachse des Gebäudes entschieden und haben damit eine neue Eingangssituation geschaffen. Das großzügig verglaste Eingangsfoyer eröffnet bereits Einblicke auf das im Depot gelagerte Sammlungsgut, macht neugierig und zeigt hinter den ,Schauvitrinen‘ auch Bereiche des internen Museumsablaufes. Ich bin sehr froh, dass die Denkmalpflege dieser Umsetzung zugestimmt hat.“ Die Übergabe des Gebäudes an das Ruhr Museum ist im Herbst 2020 erfolgt. „Bei diesem Projekt gab es immer wieder Herausforderungen – baulich, gestalterisch, aber auch konzeptionell. Es war viel Arbeit für alle Beteiligten, wir haben zahlreiche Diskussionen geführt, aber im Nachgang muss ich sagen, dass sich jeder Austausch gelohnt hat. Ich denke, wir alle können stolz sein, was wir da auf die Beine gestellt haben. Es ist ein tolles Gebäude mit einem sehr stimmigen Konzept“, sagt Projektleiterin Katja Reinmuth. Keine Frage: Bauen im Bestand gilt nicht ohne Grund als die hohe Kunst der Architektur. Die Verbindung von Alt und Neu ist im neuen Schaudepot überaus gut gelungen. Und einmal mehr zeigt Zollverein mit einem qualitativ hochwertigen Bau, wie sich Orte und Gebäude der Vergangenheit zukunftsweisend umbauen lassen.

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