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Über Zollverein
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Zollverein auch international ein Beispiel für Wandel

UN-Führungskräfte lernen vom Welterbe

Wandel proaktiv gestalten

Die UNSSC, die Fortbildungsakademie der Vereinten Nationen, bietet seit 20 Jahren gemeinsame Lern- und Trainingsinhalte für ihre Angestellten. Fester Bestandteil eines der Kurse ist ein Besuch auf Zollverein. Simona Costanzo Sow, Learning Portfolio Manager am UNSSC Knowledge Center for Sustainable Development, erklärt, was UN-Führungskräfte aus aller Welt auf dem Welterbe lernen können.

Was ist das Ziel der UNSSC als Fortbildungsakademie der Vereinten Nationen?
In der Arbeit der Vereinten Nationen geht es heute viel um ganzheitliche Zusammenhänge und gesellschaftlichen Wandel. Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung definiert Fortschritt grundlegend neu. Wir müssen Verantwortung übernehmen für die Konsequenzen aus unserer Produktionsweise, unserem Lebensstil und unserem Handeln. In diesem Sinne sind alle Länder der Erde Entwicklungsländer, die lernen müssen, würdige Lebensverhältnisse für alle Menschen weltweit zu schaffen, ohne die Umwelt zu zerstören. Dafür braucht es eine unglaubliche gesamtgesellschaftliche Anstrengung. Aufgabe der Vereinten Nationen ist es, die Regierungen auf diesem Weg zu begleiten und Dialogplattformen für die Arbeit an gemeinsamen Lösungen zu schaffen. Und genau dazu soll auch die Arbeit der UNSSC beitragen.

In einem der Kurse, den Sie für Führungskräfte anbieten, ist ein Besuch auf Zollverein fester Bestandteil. Was sind Inhalte des Kurses und wer nimmt daran teil?
Im Kurs beschäftigen wir uns mit Fragen zu Führung, Kommunikation und effektiver Zusammenarbeit in Hinblick auf die Agenda 2030. Speziell in Bezug auf das Welterbe Zollverein versuchen wir zu zeigen, wie hier soziale, wirtschaftliche und umweltbezogene Aspekte zusammen gedacht wurden, wie das Projekt Zollverein kommuniziert wird, wer involviert ist und welche Mittel dafür mobilisiert werden. Für den Kurs kommen 20 bis 30 Länderchefinnen und -chefs von UN-Organisationen zusammen – zum Beispiel von der UNESCO in Thailand oder der Weltarbeitsorganisation (ILO) in Algerien, der Welternährungsorganisation (FAO) in Kamerun oder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Jordanien.

Was können diese Führungskräfte von Zollverein lernen?
Die meisten Welterbestätten stehen für Vergangenes, das wir erhalten wollen. Natürlich ist das auch hier der Fall. Zollverein zeigt, wie sehr das industrielle Erbe Gesellschaft, Wirtschaft und die Identität der Region beeinflusst hat. Gleichzeitig ist es Beispiel dafür, dass man vor der eigenen Geschichte – auch mit ihren Schattenseiten – nicht zurückschrecken darf, wenn man sich neu erfinden will. Vor allem aber steht Zollverein für die Notwendigkeit, Wandel proaktiv zu gestalten. Weg von der auf fossilen Brennstoffen basierenden Industrialisierung, hin zu einer nachhaltigeren und gerechteren Gesellschaft. Zollverein ist ein Beispiel dafür, wie ein ehemaliger Industriestandort zu einem Ort der Hoffnung werden kann. Nicht als Ort der Vergangenheit, sondern als Ort der Gegenwart und Zukunft, als Ort der Ideen, der Kreativität, der Transformation und der Offenheit für Neues. Zollverein lädt zur Reflexion über die Zukunft ein. Als Symbol einer Region, die für die Industrialisierung des 19. und 20. Jahrhunderts steht und sich nun neu definiert, um weiterhin Einkommen, Wohlergehen und Inspiration für die Bevölkerung zu generieren, wenn auch aus neuen Quellen.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Mein persönliches Highlight ist der aus zwei Überseecontainern bestehende Swimmingpool, den Kinder im Sommer kostenlos nutzen können. Das schafft positive Erinnerungen, die sie noch als Erwachsene mit Zollverein verbinden. Mich beeindruckt auch, dass das Welterbe-Gelände als offener Ort gestaltet ist, der der Nachbarschaft konkreten Nutzen stiftet. Sie können sich hier aufhalten, spazieren gehen und sich mit Gästen von auswärts mischen.

Einige Teilnehmende des Kurses haben schon an vielen Orten auf der ganzen Welt gelebt. Was fasziniert sie an Zollverein?
Das sind, neben den bereits genannten, mehrere Aspekte: etwa die Würdigung einer lokalen Identität, die mit dem Ende des Bergbaus ein stückweit irrelevant geworden ist. Oder die Anerkennung der Tatsache, dass jeder Wandel Gewinner und Verlierer mit sich bringt und man die Verluste – auch die immateriellen – explizit mitdenken muss. Darüber hinaus nimmt jede und jeder spezifische Aspekte mit, die mit dem Mandat ihrer Organisationen zusammenhängen.

Welche Aspekte wären das zum Beispiel?
Die Vertreterinnen und Vertreter der ILO interessieren sich für die Arbeitsbedingungen und -prozesse auf der Zeche. Die der WHO fragen nach den Gesundheitsbedingungen und der Infrastruktur, die in diesem Zusammenhang aufgebaut wurde. Andere interessieren sich speziell für die Entwicklung der Biodiversität auf dem Gelände. Nicht zuletzt sind die Teilnehmenden von der Leidenschaft fasziniert, die sich von den Mitarbeitenden der Stiftung überträgt. Sie erfahren, dass Zollverein nach wie vor lebendig ist, jeden Tag weiterentwickelt und weiter gestaltet wird. Wir sind begeistert von der Gastfreundschaft, mit der wir empfangen werden, und von der kompetenten Begleitung, die wir hier erhalten, und kommen immer wieder gern her.

Das Gespräch führte Sarah Meyer-Dietrich.