Thomas Pilgrim ist ein Katernberger Junge. Als er in der Nachbarschaft von Zollverein aufwuchs, war die Zeche noch in Betrieb und das Betreten des Geländes eigentlich streng verboten… umso geheimnisvoller und begehrenswerter erschien es ihm.
Kein Wunder, dass er vierzig Jahre später als erfolgreicher Unternehmer die Gelegenheit ergriffen hat, das alte Stellwerk auf dem Welterbe zu neuem Leben zu erwecken. Seit dem vergangenen Jahr ist das Gebäude fertig und nun Hauptsitz des Pflegedienstes Humanitas. Vieles im Haus erinnert an den Steinkohlenbergbau und das Leben der Bergmannsfamilien früher. Pilgrim, der selbst gelernter Krankenpfleger ist, hat oft Patienten mit Steinstaublunge betreut und viele Geschichten von der Maloche unter Tage gehört. Er sammelt Antiquitäten, Skulpturen und Alltagsgegenstände aus dem Ruhrgebiet und hat sie mit viel Liebe in den modernen Geschäftsräumen platziert.
Sein neuester Einfall: drei Mal am Tag das Gelände mit Musik beschallen. „Um die alten Bergleute zu ehren!“ sagt er und zeigt die topmoderne Anlage. Unsichtbare Boxen auf dem Dach des Stellwerks, ein Mischpult im Büro, gekoppelt mit der Uhr – Thomas Pilgrim hat sich die Ausstattung einiges kosten lassen. Exakt um 12 Uhr, um 15 Uhr und um 17 Uhr erschallt jetzt „Glückauf, der Steiger kommt!“ gesungen vom Chor der RAG, alle Strophen. Und?
„Die Passanten, die Radfahrer, alle halten an und gucken!“ sagt der Humanitas-Chef zufrieden. Für das nächste Jahr plant er auf dem verbliebenen Schienenstück vorm Gebäude einen Waggon, zum Imbisswagen umgebaut. Auch eine Art Bergbautradition, denn wie heißt es in der letzten Strophe vom Steigerlied? „und wir tragen das Leder vor dem Arsch, faldera, und saufen Schna-haaps.“ In erster Linie soll es dort aber „einen gescheiten Kaffee“ geben.