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Über Zollverein
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Ein Welterbe für die Menschen rundherum

Prof. Dr. Christoph Zöpel im Interview

Mit Zollverein identifiziert sich auch die Nachbarschaft

Nach Schließung der Zeche Zollverein vor über 35 Jahren entschied der damals zuständige Landesminister Prof. Dr. Christoph Zöpel für den Erhalt. Zum 20-jährigen Jubiläum als UNESCO-Welterbe nimmt er zu der Entwicklung des Standortes Zollverein Stellung.

Herr Prof. Zöpel, Sie haben damals entschieden, Zollverein zu erhalten. Was hatte Sie zu der Entscheidung veranlasst?
Prof. Dr. Christoph Zöpel: Nach der endgültigen Schließung der Zeche Zollverein am 21. Dezember 1986 kam es zu keiner Einigung zwischen dem Rheinischen Landeskonservator und der Stadt Essen hinsichtlich der Erhaltung. Bei einer solchen Rechtslage ist eine Ministerentscheidung gefragt. In meiner Zeit als verantwortlicher NRW-Landesminister für Stadtentwicklung und Wohnen gab es über 60 solcher Entscheidungen. Bei dem damals größten Zechenstandort der Welt wollte ich mir natürlich selbst ein Bild machen. Zudem hatte mein Mitarbeiter Karl Ganser mir dazu geraten. Also bin ich Weihnachten 1986 mit meiner Familie nach Zollverein gefahren. Wir standen auf dem Ehrenhof so wie heute und waren beeindruckt. Dabei war die Gesetzeslage eindeutig: Aufgrund der großen Bedeutung der Zeche für Essen und mit Blick auf die Besonderheit des NRW-Denkmalgesetzes, das auch eine Unterschutzstellung von Produktionsorten vorsieht, habe ich damals für den Erhalt entschieden.

Zollverein ist nunmehr seit über 20 Jahren UNESCO-Welterbe – eine Bestätigung Ihrer Entscheidung. War das damals vorhersehbar?
Prof. Dr. Christoph Zöpel: Nein, eher nicht. Es gab dafür weder in Deutschland noch anderswo auf der Welt ein vergleichbares Vorbild. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt auch keine Vision, was aus dem Standort werden konnte. Aber es zeichnete sich in der Folge ab, dass eine weitere industrielle Nutzung des Standortes wenig Sinn haben wurde, sondern anspruchsvolle Dienstleistungen, also eine Umnutzung, zukunftsfähiger sein wurden.

Sie gelten als Experte für Denkmalschutz. Was macht Ihrer Meinung nach ein Denkmal zu einem Denkmal?
Prof. Dr. Christoph Zöpel: Ein Denkmal muss bedeutsam für den Ort sein, an dem es steht. So sagt es das Gesetz. Bei Zollverein gibt es daran keinen Zweifel. Zudem sollte ein Denkmal Relevanz für die weitere Stadtentwicklung haben.

Warum ist Zollverein als Denkmal schützenswert?
Prof. Dr. Christoph Zöpel: Als ehemals größte Zeche der Welt und als letztgebaute im Ruhrgebiet hatte Zollverein schon 1986 eine große Bedeutung für die gesamte Region. Sie tragt zur Identifikation der Menschen mit ihrer Stadt Essen bei – gestern ebenso wie heute.

Sind Sie als ehemaliger Minister für Stadtentwicklung mit der Entwicklung von Zollverein zu einem Zukunftsstandort zufrieden?
Prof. Dr. Christoph Zöpel: Zollverein ist ein vielfunktionales Quartier geworden, mit dem sich die Menschen rundherum – und da schließe ich alle hier lebenden Nationalitäten ein – identifizieren. Es hat sich eine gute Mischung aus Dienstleistungen, Bildung, Sport, Freizeit und Kultur entwickelt. Und es ist Standort des Ruhr Museums, des wichtigsten Museums der Region.

In NRW gibt es neben Zollverein nur fünf weitere UNESCO-Welterbe. Warum?
Prof. Dr. Christoph Zöpel: Es gibt insbesondere in Westfalen ein Defizit. Der Paderborner Dom mit seiner Geschichte in Bezug auf Karl den Großen oder das Ensemble der Grundsandstein-Kirchen in Soest waren aus meiner Sicht geeignet. Leider wurde es auch verpasst, die Industrielandschaft der Metropole Ruhr in ihrer Gesamtheit als UNESCO-Welterbe durchzusetzen. So bleibt Zollverein ein singulärer Leuchtturm in der Region.

Das Gespräch führte Guido Schweiß-Gerwin.