Auf Zollverein hat er 2004 Fotos für einen Katalog machen lassen – und alles auf eine Karte gesetzt: „Das Geld war knapp und die Idee etwas außergewöhnlich“, untertreibt er heute bescheiden. Nur wenige Gebäude auf Zollverein waren instand, Industriekultur steckte noch in den Kinderschuhen. Ein Fotoshooting in alter Industriekulisse war kein Garant für eine erfolgreiche Kampagne. Doch Kath erkannte die Ästhetik in den verfallenen Gebäuden und das Ergebnis war wegweisend. Die Orientteppiche im „Shabby chic“-Stil wurden weltberühmt.
So flatterte bei der Stiftung Zollverein kürzlich eine Anfrage nach einer Drehgenehmigung ins Haus. Eine chinesische Produktionsfirma plane ein Shooting auf der Kokerei des Welterbes. Ein Film über den internationalen Zukunftsstandort? Nicht ganz. Das mehrköpfige Team reiste für die Reportage aus Peking an, um Jan Kath an einem seiner Inspirationsorte zu fotografieren: vor der Koksofenbatterie. Dort, wo vor über 30 Jahren bei weit über 1000 Grad Celsius Kohle zu Koks veredelt wurde und der Zahn der Zeit und die Natur die gigantische Anlage längst zu einem verwunschenen Ort gemacht haben.
Wenig später kommt Jan Kath erneut zu Besuch nach Zollverein – diesmal ohne Kamerateam, dafür mit Zeit für eine Besichtigung. Erodierende Muster, bröckelnder Beton und die Neue Sachlichkeit – das fasziniert Kath bis heute, während seine Arbeiten Menschen vom Ruhrgebiet bis China fesseln. Das Welterbe Zollverein ist stete Quelle der Inspiration.