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Emscher-Jahr auf Zollverein

Das blaue Wunder

Ausstellungen im Ruhr Museum und in der Mischanlage

Nachdem die Emscher dem Ruhrgebiet 150 Jahre lang als Abwasserfluss diente, entstand vor 30 Jahren die Idee, sie von Abwässern zu befreien und zu renaturieren. Der kühne Plan gelang.

Mit einem Themenjahr und zwei neuen Ausstellungen würdigen die Stiftung Zollverein, das Ruhr Museum und die Emschergenossenschaft 2022 den erfolgreichen Umbau der Emscher – das bisher größte Renaturierungsprojekt in Deutschland.

Beyond Emscher.

Fotografische Positionen aus der Gegenwart
Das Jahr 2022 stand auf dem Welterbe im Zeichen des Schicksalsflusses und seiner Bedeutung für die Geschichte und die Gegenwart der Region. Von Mai bis November 2022 präsentierte die Stiftung Zollverein in Kooperation mit der Emschergenossenschaft die Ausstellung „Beyond Emscher. Fotografische Positionen aus der Gegenwart“ in der spektakulären Mischanlage der Kokerei Zollverein. 17 zeitgenössische Fotografinnen und Fotografen folgten dem Auftrag, an 16 Positionen urbane, gesellschaftliche und topografische Folgen des Emscherumbaus künstlerisch zu dokumentieren. Die konzeptuellen und oftmals rätselhaften Bilderwelten entstanden auf Streifzügen durchs Emscherumland und im Gespräch mit den Menschen vor Ort. Sie zeigen die Wirklichkeiten jenseits des Flusses – „Beyond Emscher“. Die Besucherinnen und Besucher erwartete eine besondere Schau.

„Es ist die größte Fotoausstellung, die wir bisher auf Zollverein gemacht haben“, sagt Prof. Heinrich Theodor Grütter, Vorstandsmitglied der Stiftung Zollverein und Direktor des Ruhr Museums. „Zu diesem feierlichen Anlass – die Emscher ist nach so vielen Jahren endlich frei von Abwasser – waren mehr als 500 Fotografien an der Wand und mehr als 300 in einer Videoinstallation zu sehen. Und das in einem herausragenden Ausstellungsraum: Die historische Mischanlage gilt als Gropius Bau des Ruhrgebiets und als einer der beeindruckendsten Orte der ganzen Region.“

Mit Werken von Aymeric Fouquez, Javier Klaus Gastelum, Paul Kranzler, Fatih Kurceren, Jeffrey Ladd, Andreas Langfeld, Bettina Lockemann, Arwed Messmer, Giorgio Morra, Sabine Niggemann, Martin Rosswog, Katja Stuke und Oliver Sieber, Sarah Strasmann, Nikita Teryoshin, Malte Wandel und Petra Wittmar.

Die Emscher. Bildgeschichte eines Flusses

Ausstellung und Begleitprogramm

Die Emscher

 Bildgeschichten eines Flusses
Den konkreten baulichen Maßnahmen des Jahrhundertprojekts widmet sich die zweite Ausstellung mit dem Titel „Die Emscher. Bildgeschichten eines Flusses“. Von Mitte September 2022 bis Mitte April 2023 zeigt das Ruhr Museum historische und zeitgenössische Aufnahmen sowie Landkarten aus dem Bildarchiv der Emschergenossenschaft. Sie machen die bewegte Geschichte des Flusses greifbar. Denn wie und warum hat sich die Emscher von einem übel riechenden Abwasserkanal zum blauen Wunder gemausert und welche Bedeutung hat dieser Wandel für das Ruhrgebiet und die postindustrielle Gesellschaft?

Die Emscher im historischen Wandel
Die heute rund 83 Kilometer lange Emscher entspringt bei Holzwickede und fliest bei Dinslaken in den Rhein. Bevor ihr die Industrialisierung ein völlig neues Gesicht bescherte, mäanderte das malerische Flüsschen durch grüne, ursprüngliche Landschaften – vorbei an den zahlreichen Wasserschlossern und Burgen der Region.

Im Zuge der Industrialisierung wuchs die Bevölkerung des Ruhrgebiets Ende des 19. Jahrhunderts durch den florierenden Bergbau sprunghaft an, das Revier entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zum größten industriellen Ballungsraum Europas. Während in urbanen Zentren das Abwasser von Industrie und Menschen durch unterirdische Kanalsysteme abgeleitet wurde, war dies im Ruhrgebiet unmöglich. Starke Erdbewegungen, verursacht durch die Montanindustrie, zerstörten unterirdische Abwasserleitungen immer wieder innerhalb kurzer Zeit.

Um diese Probleme zu lösen, entstand die lebensrettende Idee, die Emscher fortan als überirdischen Abwasserkanal zu nutzen und die Region endlich wieder gesunden zu lassen. Durch das schwache Gefalle der Emscher kam es jedoch zunehmend zu Überschwemmungen ganzer Landstriche, die zu Vergiftungen des Trinkwassers führten und Seuchen auslosten. Im Jahr 1899 gründete sich daher die Emschergenossenschaft, mit dem Ziel, den Fluss und seine Nebenbache gezielt und langfristig auszubauen, zu begradigen und entsprechende Deich-, Pump- und Kläranlagen zu installieren. So wurde die Emscher in den darauf folgenden 100 Jahren sukzessive zu einem offenen Abwasserkanal umgestaltet und vom Volksmund „Köttelbecke“ getauft – bezugnehmend auf Ruhrdeutsch „Köttel“ für Kot und dem niederdeutschen Begriff „Becke“ für Bach.

Von der Kloake zum Symbol der Hoffnung
In den 1980er-Jahren erreichte der Strukturwandel im Ruhrgebiet seine finale Phase. Mit den Zechenschließungen kehrte plötzlich Ruhe ein in den bewegten Untergrund der Region. Gleichzeitig entwickelte sich ein neues ökologisches Denken. Nun war es endlich möglich, ein unterirdisches Abwassersystem zu konzipieren und die Emscher vom Abwasser zu befreien. Ihr umfassender Umbau dauerte 30 Jahre und ist das bisher größte Renaturierungsprojekt in Deutschland. Anfang 2022 konnte die Emschergenossenschaft verkünden, dass kein Abwasser mehr in den Fluss fliest.

„100 Jahre lang war die Emscher ein Negativmythos – die Kloake des Ruhrgebiets und Inbegriff eines ökologischen Supergaus, den die Menschen für ihre ökonomischen Zwecke ausgenutzt haben“, sagt Prof. Grütter. „Deshalb hat die Renaturierung der Emscher einen Symbolcharakter für die gesamte Industriegesellschaft. Dass die Menschen die Natur ausbeuten, ist das eine. Dass sie dann aber im Anschluss sagen: ‚Wir machen das sauber und versuchen, die Natur wieder zu heilen‘, das ist kulturell eine bedeutende Leistung.“ Mit dem erfolgreichen Umbau hat die Emschergenossenschaft ein ökologisches Leuchtturmprojekt mit internationaler Strahlkraft für den Strukturwandel der Zukunft geschaffen. Diese hoffnungsvolle Botschaft wird nun mit den beiden Ausstellungen und einem abwechslungsreichen Begleitprogramm in die Welt getragen.