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Über Zollverein
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Vergangenheit ist, was man daraus macht

Thomas Rother hütet im Kunstschacht die Geschichte der Region und arbeitet mit ihr

Es musste ein Menschenhaus werden!

Der Kunstschacht ist eine faszinierende Sammlung, in der Thomas Rother die Geschichte des Bergbaus bewahrt.

November 2021. Ein paar Metallstufen führen zum Eingang der riesigen Halle hinauf, die sich mit ihren Rundbogenfenstern der Neuen Sachlichkeit von Schacht XII widersetzt. Gegenüber leuchtet PACT in der Wintersonne, das Fördergerüst und daneben der Förderturm von Schacht 1/2/8 messen sich im Schattenwurf. Hinter der rostroten Tür liegt die Welt von Thomas Rother. Doch sie bleibt verschlossen, obwohl das Bollern gegen das schwere Metall schon zu einem Dröhnen ausgewachsen ist. „Nein, hier! Hierher“, ruft Rother, der wenige Meter weiter seinen Kopf aus einer anderen Tür steckt. „Hier wollen wir anfangen!“ Thomas Rother hat mit seiner Frau Christa in der ehemaligen zentralen Maschinenhalle seinen Kunstschacht eingerichtet, ein kaum zu fassendes Sammlungslabyrinth aus eigenen Arbeiten und Artefakten der Bergbaugeschichte.

Der Kunstschacht ist eine faszinierende Sammlung, in der Thomas Rother die Geschichte des Bergbaus bewahrt.

„Es musste ein Menschenhaus werden!“
„Ja, das mit den Türen“, sagt Rother und geht voran in einen kleinen Bau neben der Halle. „Bevor ich hier eingezogen bin, war das ein Maschinenhaus. Aber es musste ein Menschenhaus werden. Dafür braucht man Zugang zu allem!“ Heute führt Rother durch das mächtige Gebäude, um Ecken, über Etagen und Emporen, vom Dach bis in den Keller. „Als man das Gebäude nicht mehr in seiner ursprünglichen Form brauchte, hat man es in viele Räume unterteilt, aber die waren nicht verbunden.“ Rother öffnete die Wände und seinen Kunstschacht für die Menschen. In den Raum, den Rother gerade geöffnet hat, lassen Fenster auch von außen blicken. „Wer hier hineinschaut, sieht einige wichtige Bilder oder Kopien“, sagt er. „Das ‚Neue Sternenbanner‘ zum Beispiel, das Original hängt in Memphis.“ Das Museum der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung zeigt dort Rothers Bild in dem Gebäude, in dem 1968 Martin Luther King jr. erschossen wurde. Auf dem „Neuen Sternenbanner“ ist das Gesicht des Bürgerrechtlers zu sehen, neben Stars and Stripes.

„Es ist das einzige nicht-amerikanische Bild in dem Museum.“ Rother geht zur gegenüberliegenden Wand. „Hier, auch ganz wichtig!“ Ein Druck, gut eineinhalb mal eineinhalb Meter groß, Rother verwendete dafür Eisenplatten. „Die habe ich vom Schrott auf Zollverein geholt, ich war ja der Schrottsammler. Der Druck sieht aus, als würde er das Mauerwerk von Zollverein zeigen. Aber es sind Eisenplatten, die lassen sich auch besser abdrücken als Steine. So, jetzt durch diese Tür, alles muss durchlässig sein…“

Die Steppkes, der Pfarrer und die Bergleute
Und hinter dieser Tür breiten sich dann Rothers Leben und seine Arbeit auf nahezu fantastische Weise aus. Hunderte, wohl tausende Objekte ziehen den Blick auf sich, der in diesem wilden Kabinett von Kunstwerken und Erinnerungsstücken keinen Halt finden kann.

Hinter Bretterverschlägen liegen in kleinen Kammern ungezählte Bilder, noch mehr Werkzeuge, an einer Leine, die quer durch den Raum gespannt ist, hängt ein Dutzend Holzsägen. „Sicherheit ist unter Tage das Wichtigste, deshalb wurde der Bergmann auch in die Berufe des Zimmermanns und Tischlers eingeweiht“, erklärt Rother. Er setzt sich an seinen dicken Bullerjan-Ofen, der im Winter gerade so reicht, um einen kleinen Radius rundherum komfortabel bewohnbar zu machen, und kommt ins Erzählen. Von Steppkes, die vor seinem Fenster feixten, weil die Menschen nicht verstanden, was er in seinem Kunstschacht trieb. „Die waren froh, dass die die Scheiße hier auf der Zeche nicht mehr machen mussten, und dann kam einer, der hat Sägen an die Decke gehängt.“

Tief unter der Erde hat der Künstler eine kleine Galerie eingerichtet.

Oder von Bergleuten, die bei ihm geklopft und Dinge abgegeben haben, „das war Trauerarbeit für die, weil es hier zu Ende war“. Oder vom Pfarrer, der bei ihm war und die Halle „eine Kathedrale der Arbeit“ nannte. „‚Lassen Sie das!‘, habe ich gesagt. Es gibt keine Kathedralen der Arbeit! Hier hat es nach Fett gerochen und nach Menschenschweiß!‘ Für diesen Pfarrer war es aber eine Kathedrale. Und er hat mir eine ausgediente Orgel geschenkt. Die klingt fantastisch!“

Rother macht sich auf den Weg hinauf zur Orgel, kommt vorbei an riesigen Konferenztischen – „da saßen früher die Bosse von der Ruhrkohle dran“ – Stellwänden mit seinen Arbeiten, geht immer weiter, Treppen auf und ab und durch unzählige Türen, dringt immer tiefer in das Gebäude vor. Als er zwei Stunden später die Tür aufstößt, die vom Anfang, die schwere, rostrote, erzählt er von seinen neuen Plänen. „Das wird hier im Mai, nach der Winterpause, alles anders aussehen. Ich brauche hier einen neuen Eingang.“