„Herzlich willkommen auf Zollverein zu der neuen digitalen Schnitzeljagd. Ich darf mich Ihnen kurz vorstellen: Ich bin der Achim Katzmarek und ich habe hier mal gearbeitet. Ja, ich war Bergmann hier auf der Schachtanlage XII“, tönt es im charmanten Ruhrpott-Dialekt zum Start der Tour aus dem Smartphone. Der treue digitale Wegbegleiter, der hier spricht, ist Kumpel Achim. Er führt uns zusammen mit seiner Ehefrau Irmchen akustisch über das Welterbe Zollverein. Sein Slang ist uns durchaus vertraut, denn wir sind alle drei echte Ruhrpott-Blagen.
Los geht es am Ticket-Punkt auf dem Werner-Müller-Platz, zwischen Kohlenwäsche und Fördergerüst. Für vier Euro bekommen wir einen Flyer, laden uns flott die kostenlose App „Actionbound“ runter und scannen den QR-Code. „Das war ja einfach“, bekundet meine Tochter Mila, lauscht Kumpel Achim und flitzt los: „Komm schnell Luzie, der rote Pfeil zeigt Richtung Doppelbock.“ GPS-gestützt bringt uns unser Smartphone stets auf den richtigen Weg über das Zechengelände und zeigt uns auch die Dauer unserer Erkundungstour an.
Rätseln auf dem Welterbe
„Mama, was meinst du, ist der Doppelbock eher 55 oder 57 Meter hoch?“, fragt Luzie und ich muss als Essener Mädchen tatsächlich passen. Obwohl meine Töchter in der Vergangenheit bereits ihre Ferien auf dem Welterbe verbracht haben und ich hier mal gearbeitet habe, müssen wir oft raten und haben riesig Spaß daran. Weiter geht es Richtung Red Dot Design Museum, wo uns Irmchen und Achim wieder ein paar Anekdötchen erzählen und uns auf Fotosafari schicken. Mir gefällt die herzliche Ruhrgebietsschnauze der beiden sehr. Weiter geht die Tour in Richtung PACT Zollverein, wo wir uns als kleine Rechengenies beweisen dürfen. Hier erklimmen meine Töchter ein Relikt der Bergbaukultur, eine im Boden eingelassene Seilscheibe, und schießen ein paar Selfies. Ich nutze die Zeit für eine kleine Bütterken-Pause mit herrlichen Ausblicken.
Denken, dichten und durchhalten
Ab und an geben uns Irmchen und Achim Tipps, um die kniffeligen Rätsel zu lösen. Auf der Kokerei sollen wir schätzen, wie heiß es damals in der 600 Meter langen Koksofenbatterie wurde. Weiter geht es in Richtung Skulpturengarten, die Mädels werden langsam etwas fußlahm. Die nächste Aufgabe, ein Gedicht, motiviert für den Rest des Weges. Wir vermerken noch schnell unser Lösungswort auf der Karte, die wir am Ticket-Punkt abgeben, und hoffen auf einen Gewinn.
Unser Fazit: Mit kleinen Pausen waren wir gute zwei Stunden unterwegs. Man kann die Schnitzeljagd prima alleine, als Paar oder mit der Familie machen. Ältere Geschwister können den Jüngeren helfen, sodass man gut mit lauffreudigen Kindern ab dem Grundschulalter zur Tour starten kann. „Hat ja doch echt Spaß gemacht“, resümiert Mila. „Ich hätte gern noch mehr gerätselt“, sagt Luzie.
Text: Nicole Nawrath