Das Jahr 2015, als mehr als eine Million Flüchtlinge in Deutschland Zuflucht suchten, war auch für den Syrer Mohamad Bakdounes aus Damaskus ein Wendepunkt in seinem Leben. Der damals 21-Jährige sollte zum syrischen Militär eingezogen werden und im Bürgerkrieg in der Armee dienen. „Die Gefahr“, erzählt er, „in dieser unübersichtlichen Bürgerkriegslage auf Bekannte, Freunde oder sogar Verwandte schießen zu müssen, war für mich inakzeptabel.“ Die einzige Chance: Flucht aus der Heimat. „Das war für mich ein schwerer Weg“, erzählt Mohamad weiter. Nach der Schule hatte er bereits im Libanon ein Jura-Studium aufgenommen.
Anfang Oktober 2015 kam er, wie viele andere auch, alleine in Deutschland an. Die Wartezeit bis sich endlich eine Perspektive eröffnete, war unendlich lang, erinnert er sich. Am 10. September 2017 startete er dann im Projekt „Berufliche Integration für Flüchtlinge“ der RAG-Stiftung im Kompetenzzentrum Zollverein von TÜV NORD Bildung. Er kam in die Obhut von Ausbildungsleiter Oliver Baruch. „Der elementare Kern unserer Ausbildung für geflüchtete Menschen ist die deutsche Sprache“, betont dieser. Mohamad ergänzt: „Darüber hinaus haben wir viel über die deutsche Kultur, weitere gesellschaftliche Aspekte, Gesetze usw. gelernt. Es ist eher eine Art Unterstützungskurs als ein reiner Sprachkurs. Wir haben Hilfestellung in allen Lebenslagen erhalten.“ Und das ist auch nötig. „Schließlich starten wir als Neubürger bei Null.“
Mohamad, der zunächst versucht hatte in Deutschland sein Jura-Studium fortzusetzen, lernt schnell. Im Rahmen des Programms absolvierte er erfolgreich das B2-Sprachniveau, die zweithöchste Einstufung. Wegen seines zielgerichteten Engagements startete er im März 2018 beim TÜV NORD Bildung auf Zollverein. Damit war das Flüchtlingsprojekt das Sprungbrett in die anschließend folgende Ausbildung als Kaufmann für Bürokommunikation, ebenfalls gefördert durch die RAG-Stiftung. „Er ist der Beste der 25 im Flüchtlingsprojekt gestarteten Menschen. Für uns ist das eine schöne Erfolgsgeschichte“, freut sich Oliver Baruch mit seinem Azubi. „Der einzige Weg zur Integration ist Ausbildung“, ist sich Mohamad Bakdounes sicher. „Ich möchte arbeiten und Geld verdienen. Ich bin sehr dankbar, dass ich das hier auf Zollverein kann.“ In seiner dreijährigen Ausbildung ist er auf dem besten Weg.