Essen. Wie könnte die Mobilität der Zukunft aussehen? Dieser Frage gehen derzeit das Unternehmen AuRaSys, die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sowie die Stiftung Zollverein in einem gemeinsamen Pilotprojekt nach. Der zukunftsweisende Praxistest der ersten Lastenräder mit automatisierter Assistenzfunktion auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein läuft bis Donnerstag, 22. Mai 2025. In einem ersten Schritt wird der betriebliche Einsatz der Lastenräder geprobt; doch die Kooperationspartner haben längst weitreichende Visionen für die Mobilität der Zukunft.
Ressourcenschonend und flexibel: Autonome Mobilität wird meist mit Autos in Verbindung gebracht. Das Magdeburger Forschungsprojekt „AuRa-Hirn 2“ verfolgt einen innovativen Ansatz mit seinen Lastenrädern mit automatisierter Assistenzfunktion, die sich flexibel an urbane Räume anpassen sollen. Derzeit kommen die elektrisch unterstützen Räder bei logistischen Aufgaben zum Einsatz – etwa dem Austragen von Post. Auf dem Gelände des UNESCO-Welterbes Zollverein ist eines von ihnen seit Montag, 19. Mai 2025, unterwegs und hilft im Facility Management der Stiftung Zollverein. Das Lastenrad mit der sogenannten „Kontaktlosen Schiebehilfe“ folgt den Mitarbeitenden selbstständig und bietet unter anderem Platz für Werkzeug sowie Sammelbehälter für Grünschnitt. „Wir erleben auf Zollverein einen weiteren spannenden Technologiesprung“, sagt Prof. Dr. Hans-Peter Noll, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zollverein. „Von den Förderwagen der Vergangenheit zu automatisierten Rädern auf dem Welterbe-Areal – das steht sinnbildlich für den kontinuierlichen Wandel unseres Standorts.“ Oberbürgermeister Thomas Kufen macht sich vor Ort selbst ein Bild: „Autonome Mobilität ist ein Schlüssel für nachhaltige Verkehrskonzepte. Dass dieses Projekt in Essen erprobt wird, ist ein wichtiges Signal – und eine echte Chance für die Region.“
Einzigartiges Projekt in Deutschland
Begleitet wird das Projekt von einem Forschungsteam der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, der Ausgründung AuRaSys sowie Mitarbeitenden der Stiftung Zollverein. Dr. Tom Assmann, Gründer von AuRaSys, erklärt: „In Deutschland ist das Projekt bislang einzigartig und wir entwickeln das Lastenrad mit automatisierten Assistenzfunktionen kontinuierlich weiter. Der betriebliche Einsatz stellt einen Baustein unter vielen für zukunftsfähige Verkehrskonzepte dar. Zollverein galt als modernste Steinkohlenzeche und ist immer noch ein Standort für Innovationen – dazu leisten wir mit unserem Pilotprojekt einen neuen Beitrag.“ Das Lastenrad funktioniert wie ein herkömmliches E-Bike und bietet beim Fahren eine Tretunterstützung. Als Basis wird auf Zollverein ein Lastenrad der Firma ONO genutzt. Mit einem Knopfdruck können die Fahrenden die Kontaktlose Schiebehilfe aktivieren. Danach folgt das Fahrzeug der Person in Schrittgeschwindigkeit und erleichtert so viele manuelle Tätigkeiten.
Zollverein als Reallabor
Der Testlauf zu den automatisierten Lastenrädern reiht sich in weitere Projekte zur nachhaltigen Entwicklung des Standorts ein, die in den vergangenen Monaten umgesetzt wurden. „Zollverein ist nicht nur Zukunfts- und Transformationsstandort, Zollverein ist ein Reallabor. Wie durch ein Brennglas betrachten wir Innovationen und ihre Umsetzbarkeit. Früher wurde hier Kohle gefördert, heute fördern wir Ideen“, sagt Prof. Dr. Noll. Zu den bisherigen Projekten zählen beispielsweise der Showcase mit den autonomen Bussen, den die Stiftung Zollverein gemeinsam mit Bahnen der Stadt Monheim im Oktober 2023 realisiert hat, sowie das Begrünungssystem des Start-Ups BHEAT, welches im Sommer 2024 mit seinem kühlen Sprühnebel für Erfrischung auf der Kokerei sorgte.