Den eigenen Pkw komplett abschaffen? Mit autonom fahrenden Shuttles die letzten Meter von der Bahn aus zurücklegen? Klingt heute noch sehr nach Zukunftsmusik. Auf dem UNESCO-Welterbe wird an dieser Zukunft bereits gefeilt. Im Herbst 2023 war das Welterbe eine Woche lang Standort für einen Showcase der besonderen Art. In Kooperation mit den Bahnen der Stadt Monheim wurden autonom fahrende Busse als Shuttles eingesetzt. In Monheim werden sie bereits im Linienverkehr genutzt. „Es geht uns bei dem Showcase nicht nur darum, die Busse für den Einsatz am Standort zu testen“, erklärt Silke Ladnar-Duckwitz, Referentin für Produktentwicklung und Innovation auf Zollverein. „Wir wollen vor allem auch Aufklärungsarbeit leisten.“
Noch überwiegt doch bei vielen die Skepsis, wenn es um autonom fahrende Fahrzeuge geht. „Dabei zeigen Statistiken, dass für die meisten Unfälle im Straßenverkehr der Mensch und nicht die Technik verantwortlich ist. Der Verkehr wird durch autonomes Fahren voraussichtlich also sicherer“, sagt Silke Ladnar-Duckwitz. Und wo, wenn nicht an einem visionären Ort wie Zollverein, könnten die Vorteile dieser zukunftsweisenden Technologie besser vermittelt werden.
Positive Resonanz
Ein Erfolg war die Aktion definitiv. Rund 1.200 Mitfahrende verzeichnete die Stiftung Zollverein innerhalb der einen Woche. Weil jeder der elektrisch betriebenen Busse nur sechs Sitz- und fünf Stehplätze bereithält, kam es sogar zu Wartezeiten. „Eigentlich waren die Fahrten nach dem Hop-on-Hop-off-Prinzip konzipiert“, erklärt Anna Ehlert, Referentin für Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement auf Zollverein. „Auf der Strecke gab es mehrere Haltepunkte. Offensichtlich hatten die meisten aber so viel Spaß an der Fahrt, dass sie die ganze Runde sitzenblieben. Von der Kohlenwäsche zur Mischanlage und wieder zurück.“ Eine schöne Resonanz.
Bis solche Shuttles standardmäßig auf dem Welterbe verkehren, gibt es noch Herausforderungen und bürokratische wie technische Hürden zu überwinden. Ein Beispiel: „Schon kleine Äste, die in den Weg ragen, oder große Pfützen werden von den Bussen als Hindernisse registriert“, berichtet Anna Ehlert. Ganz ohne Personal dürfen die Shuttles ohnehin rechtlich noch nicht unterwegs sein. Zur Sicherheit war ein sogenannter Safety Operator mit an Bord, um die Fahrt zu überwachen. Auf jeden Fall aber kehren die Shuttles 2024 für weitere Showcases zurück. Langfristig sind für die autonom fahrenden Busse viele Einsatzmöglichkeiten denkbar. Die bereits auf dem Welterbe verkehrende Linie „UNESCO-Welterbe Zollverein“ fährt übrigens mit grünem Strom.
Radverkehr im Fokus
Weniger futuristisch aber mindestens genau so wichtig für nachhaltige Mobilität: Neben der guten Anbindung an den ÖPNV per Kulturlinie 107, Bus und Regionalbahn bieten Fahrräder die Möglichkeit, umweltfreundlich zum Welterbe zu gelangen. Aktuell reisen Schätzungen zufolge die meisten Gäste und Mitarbeitenden noch per Pkw an. Um das zu ändern, wird der Radverkehr auf Zollverein immer mehr in den Fokus gerückt. Schöne Trassen existieren bereits, ist Zollverein doch Knotenpunkt des radrevier.ruhr, einem dichten Radwegenetz von über 1.200 Kilometern. Auch für genug Abstellplätze ist gesorgt. Wer mit dem E-Bike anreist, kann den Akku an einer E-Bike-Ladestation nachladen. Ganz neu: Eine Service-Station bietet die Möglichkeit, die Reifen aufzupumpen oder die ein oder andere Schraube nachzuziehen. Und wer kein eigenes Rad mit dabei hat, kann die Leihräder von Nextbike nutzen. Im Übrigen kommen auch Fußgängerinnen und Fußgänger auf ihre Kosten. Vor Ort lässt das Areal sich wunderbar per Naturpfad erkunden. Und auch der Wanderweg ZollvereinSteig startet von hier.